Regionalität = Nachhaltigkeit
Pandemie und Ukraine-Krieg haben vieles neu bewertet. Einen besonderen Stellenwert hat die Regionalität bekommen. Schlanke globale Lieferketten gibt es weiterhin, aber die Lieferanten:innen-Nähe hat an Bedeutung gewonnen. EVVA hat bereits vor Corona auf hohe Wertschöpfungstiefe und Regionalität gesetzt, weil
- wir so unabhängiger von weit entfernten Lieferanten:innen sind, was die Versorgungssicherheit erhöht und mögliche Lieferschwierigkeiten in Krisenzeiten verringert. Diese Strategie der regionalen Wertschöpfungskette hat uns und unseren Stakeholdern in der Pandemie eine hohe Lieferfähigkeit garantiert,
- die kürzeren Transportwege weniger CO²-Ausstoß bedeuten und somit der Klimaneutralität entgegenkommen,
- die Zusammenarbeit mit nahen Anbietern hilft, Arbeitsplätze in der Region zu halten.
Alles Vorteile, die höhere Kosten regionaler Beschaffungswege ausgleichen oder zumindest abfedern können. Ein hoher Anteil an regionalen EVVA-Lieferant:innen hat also wesentliche Auswirkungen auf Wirtschaft, Umweltschutz und Gesellschaft.
Analyse
Der Bereich „Logistik & Einkauf“ im EVVA-Headquarter ist für den zentralen Einkauf der Unternehmensgruppe zuständig und hat die regionale Nähe der Lieferant:innen analysiert:
- EVVA arbeitet mit rund 400 Lieferant:innen zusammen, um hochwertige mechanische und elektronische Zutrittssysteme herstellen zu können. Sie decken u.a. unseren Rohmaterialbedarf für die Produktion (vor allem Messing) sowie für Produktkomponenten und Werkzeuge ab:
Anteil Lieferant:innen nach Materialien
- Von unseren Top-100-Lieferant:innen kommen 57 aus Österreich (41 davon aus Wien, Niederösterreich, Burgenland). Rund 54 % des Einkaufsumsatzes des Headquarters wird in der Nähe von Wien (Entfernung weniger als 500 km) umgesetzt.
Sehr hoher Anteil regionaler Lieferant:innen
Da praktisch alle Materialien und Produktkomponenten für die internationale EVVA-Gruppe über das Headquarter in Wien eingekauft werden, definiert EVVA Lieferant:innen im Umkreis von 1000 km als regionale Quellen. Die große Mehrheit unserer Lieferant:innen ist in diesem Umkreis beheimatet. EVVA hat sein Ziel, den Anteil regionaler Lieferanten bis 2024 von 93 % auf über 95 % zu erhöhen, erreichen können! 2024 stehen wir bei 97 %, weil EVVA weitere Komponenten aus Europa und nicht mehr aus Übersee beschafft.
Wir sprechen von „regionalen“ anstatt von „lokalen“ Lieferant:innen. Die Definition hat zwei Gründe: Einerseits im Sinne eines „Europa der Regionen“, mit dem die EU die regionale Eigenständigkeit unterstützen möchte. Auch hinsichtlich CO₂-Emissionen ist ein Lieferant aus dem nahen Bratislava nicht weniger regional als eine Lieferantin aus dem weiter entfernten österreichischen Vorarlberg. Andererseits weil viele für EVVA essenzielle Materialhersteller, mit denen wir seit Jahrzehnten sehr enge Geschäftsbeziehungen pflegen, aus Mittel- und Osteuropa kommen.
Anteil der Regionen am Gesamteinkaufsumsatz (2022)
- Die allermeisten Materialien und Komponenten kauft EVVA bei europäischen Lieferquellen. Und ca. 4 % bei asiatischen (vor allem aus Indien), wie z.B. Schlüsselreiden, Schlüsselanhänger oder Nirosta-Teile für elektronische Drücker
- Sehr stabile und langjährige Geschäftsbeziehungen: EVVA ist mit den Hauptambietern seit Jahrzehnten, oft über mehrere Generationen, verbunden. In Zahlen: Mit 70 % der regionalen Lieferant:innen ist EVVA seit mind. 25 Jahren im engen Geschäftskontakt
Herausforderungen
Wie die obige Aufstellung zeigt, kann EVVA nicht alle benötigten Teile für die Produktion aus regionalen Quellen beziehen. Denn für gewisse Produktkategorien gibt es praktisch keine regionale wettbewerbsfähige Industrie mehr. Die Herstellung von Beschlägen für elektronische Zutrittssysteme etwa ist arbeitsintensiv und der Kauf der Rohstoffe teurer als der von Fertigprodukten. Anfang der 2000er Jahre wanderte daher die europäische Beschlagindustrie nach Asien ab, insbesondere nach China. Doch das brachte auch Schwierigkeiten mit sich, die sich aus unterschiedlichen Unternehmenskulturen, Arbeitsweisen, der Kommunikation und der Entfernung ergaben. Diese Herausforderungen wurden durch den Mangel an Transparenz in den Lieferketten verstärkt. EVVA hat deswegen bei den Beschlägen einen neuen Ansatz eingeschlagen:
Stärkung der Beschlagindustrie – von Asien zurück nach Europa
EVVA hat 2023 gemeinsam mit einem seiner europäischen Lieferanten aus der Beschlagindustrie (d line in Dänemark) eine ehemalige Beschlagfertigung in Litauen neu aufgebaut. EVVA und d line konnten dadurch die Reaktions- und Lieferzeiten verkürzen, die Rohstoffverarbeitung zurück nach Europa holen und die Qualitätsstandards in der eigenen Produktion sichern. Der weitere Vorteil: Die Lieferketten dafür sind transparenter und näher.
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